Sehr geehrter Herr Wittke,
je länger ich über die Nominierung von Alice Scharzer für die Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten nachdenke, um so weniger verstehe ich die CDU in Nordrhein Westfalen. Ich habe so manche Diskussionen mit Alice Schwarzer geführt und ihre Bücher und Publikationen sehr genau gelesen, einen inhaltlichen Grund für eine Nominierung durch die CDU vermag ich beim besten Willen nicht zu erkennen. Ihre Werte sind nicht unsere Werte, Ihre Positionen sind ganz bestimmt keine CDU Positionen.
Auch wenn sie im Laufe ihres Lebens ruhiger und besonnener geworden ist, bleibt sie eine linke Feministin. Niemals werde ich eine Begegnung mit ihr vergessen. Es war ein Parteitag der CDU vor vielen Jahren. Alice Schwarzer saß auf der Pressetribüne und machte sich über die CDU Politiker und Politikerinnen und ihre Positionen lustig. Wenn man bei der Nominierung zur Bundesversammlung die Breite der Gesellschaft einbeziehen möchte, fallen mir viele Menschen ein, die man hätte berücksichtigen können: Krankenschwestern, Kindergärtnerinnen, Polizisten, Soldaten, die in Afghanistan waren oder eine Mutter, die ihr behindertes Kind pflegt.
Gewiss, die Nominierung von Alice Schwarzer ist spektakulärer. Sie wird die Scheinwerfer am 18. März auf sich ziehen. Viele CDU Mitglieder und Wähler werden das nicht verstehen und diesen Populismus der CDU sehr kritisch begleiten. Mir war wichtig, dass sie diese Stimme von der Basis, die ich allerdings auch in der FAZ gefunden habe, hören. Es gibt wahrhaftig andere Persönlichkeiten, deren Lebenswerk man mit einer solchen Nominierung hätte würdigen können. Eine gleichlautende Mail habe ich auch an Hermann Gröhe geschickt.
Herzliche Grüße aus Bremen
Elisabeth Motschmann, MdBB
Staatsrätin a.D.