Hier wird Grass abgelegt

Alle Welt diskutiert über Günter Grass, alle Welt fragt sich, was den Mann geritten hat, über Jahrzehnte der neuen Bundesrepublik politische Moral zu predigen – mit einer Lebenslüge im Gepäck.

KOMMENTAR VON KLAUS WOLSCHNER

Die Bremer Grass-Stiftung konnte also nicht schweigen zu dem Problem. „Menschen sind Tiere, die kochen können“ ist das Motto der nächsten Grass -Tagung. die in Bremen am 29. August beginnt. Grass und das Kulinarische war als Thema angedacht. Das wird nun entgleiten.

Oder doch…

nicht? Die Grass – Stiftung hat eigentlich nichts zu sagen zu dem Thema, das alle debattieren, das ist der Kern der Erklärung der Stiftung. Immer noch besser als der Präsident der Bremischen Bürgerschaft. Er hat zur Sache auch nichts zu sagen, formuliert aber im Namen aller Bremer eine Ergebenheitsadresse: „Bremen ist und bleibt eine Grass-freundliche Stadt. Das ist gelogen. Bremen hat sich 1960 als Grass-unfreundlich blamiert wie keine andere Stadt. Der Bürgerschaftspräsident übergeht dieses Kapitel mit einer Notlüge.

Wobei es doch da gerade spannend werden könnte: Wieso hatte Grass den Mut, das prüde Nachkriegsdeutschland mit Sex- Szenen zu provozieren, und so viel Angst vor der Wahrheit um seine politische Jugendsünde?