Preis für Punk-Art

Jugend Kunst Stiftung fördert Projekte I 5000 Euro für Fortführung der Arbeit

BAHNHOFSVORSTADT. Jugendliche mit bunt gefärbten und verfilzten Haaren lümmeln auf.einer zerschlissenen Ledercouch mitten im Innenhof des Güterbahnhofs herum. Sie trinken Bier und ziehen lässig an ihren Zigaretten. Aus einem Kassettenrekorder dröhnt Rockmusik. Mitten unter ihnen steht eine Frau, die mit ihrem Sakko so gar nicht ins Bild passt. Sie unterhält sich mit den Punkern, lacht und zieht an einer Zigarette. Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann (CDU) hat sich unter die Punker gemischt.
Für die konservative Kulturstaasrätin ist Anarchie zwar keine ideale Staasform, wenn es aber um Kunst geht, sieht sie offiziell ein wenig anders. Elisabeth Motschmann verleiht den Punkern die Auszeichnung der „start“ Jugend Kunst Stiftung für das „Projekt des Jahres 2006“. Fördergeld gibt es auch: 5000 Euro.

Gemeinsam mit der Bremer Metallkünstlerin Anja Fußbach, die im Güterbahnhof ihr Atelier hat, haben die Jugendlichen das Kunstprojekt „Euer Sthrott ist unsre Kunst“ gemacht (wir berichteten). Die Punker haben erst Industrie- und Metallmaterialien von Schrottplätzen gesammelt und dann mit der Künstlerin gewerkelt und sogar das Schweißen gelernt.

Entstanden sind eigenwillige Skulpturen: Eine Art Ritterfigur, die ein Sägekreisblatt als Arm trägt, eine Skulptur mit zwei Köpfen, Einweckgläser, in denen im bunten Wasser die Köpfe von Barbiepuppen schwimmen. „Die Ergebnisse sind ausdrucksstark. Ich würde mir einige der Skulpturen glatt in den Garten stellen“, lobt Elisabeth Motschmann die Arbeiten der Jugendlichen. Besonders beeindruckt habe sie aber die inhaltliche Auseinandersetzung der Jugendlichen mit ihrer Lebenswelt.

Der 2l-jährige Danny Wittenburg aus dem Viertel beispielsweise hatte „besonders viel Spaß daran, den Leuten das Punk sein zu erklären. Mit diesem Kunstprojekt haben wir die Möglichkeit, mit Vorurteilen aufzuräumen“, sagt er. Darum freue er sich über die 5000 Euro Fördergeld, mit denen eine Fortsetzung des Punkprojektes ermöglicht wird.

Die Jugendlichen haben ihre Kunstwerke in einem eigens dafür umgestalteten Bauwagen ausgestellt. Der Bauwagen heißt nun „Pnuk-Atelier“ und soll in den kommenden Wochen vor den verschiedenen Kultureinrichtungen in der Hansestadt Station machen. Betreut werden die bunten Kunstschaffenden vom Punk-Streetwork-Projekt des Vereins zur Förderung akzeptierter Jugendarbeit (Vaja). Streetworkerin Ute Hecht kennt die Bremer Punkszene schon seit vielen Jahren und weiß, dass es viele Jugendliche schwer haben. „Dieses Projekt war ein großer Erfolg. Die Jugendlichen haben sich so richtig kreativ ausgetobt“, sagt sie.

Vor allem die Mädchen hätten vom Schweißkurs enorm für ihr Selbstbewusstsein profitiert. Die l8-jährige Mob aus Sebaldsbrück hat das Schweißen am meisten Spaß gemacht. „Erst hatten wir etwas Angst“, gibt sie zu, „aber dann war es ganz einfach.“

Die Metallkünstlerin Anja Fußbach ist seit den Neunzigern im Geschäft und begeistert vom Engagement der Jugendlichen. „Ich fand das Projekt interessant und freue mich, es fortsetzen zu können“, sagt sie. Anja Fußbach hatte erfolgreiche Ausstellungen in Polen, Dänemark und der Schweiz. Vor allem überregional sind ihre Skulpturen häufig zu sehen. Ab April hat sie eine Ausstellung in Berlin. Trotzdem wird sich die Bremerin Zeit für das Punkprojekt freischaufeln – denn für einige der Jugendlichen ist sie zur Freundin geworden. Für ihre eigene Kunst allerdings habe sie nur wenig Inspiration mitnehmen können. Fußbach: „Ich stehe an einem ganz anderen Punkt. Aber die Hauptsache ist, dass das Projekt allen Spaß macht“.

Die Jugend Kunst Stiftung wird in diesem Jahr außerdem sieben weitere Projekte fördern: zwei Tanz- und zwei Theaterprojekte, sowie jeweils eines für visuelle Künste, Literatur und Musik. Mehr Informationen im Internet unter www.start-bremen.de.