Bilanz der Kulturpolitik von 1999 bis 2007 in Bremen

(In diesen Jahren hatte die CDU die Verantwortung für das Ressort)

1. Sanierungen

Seit 1999 wurden die Sanierungen folgender Kultureinrichtungen begonnen, fortgesetzt oder abgeschlossen:

  • Kunsthalle
  • Theater
  • Überseemuseum
  • Bremer Landesmuseum (Focke-Museum – Magazin)

 2. Neue Standorte für Kultureinrichtungen

Folgende Einrichtungen bekamen einen neuen Standort:

  • Stadtbibliothek (Polizeihaus)
  • Stadtteilbibliotheken in der „Berliner Freiheit“ und im Roland Center
  • Deutsches Tanzfilminstitut (Polizeihaus)
  • Volkshochschule (Bamberger Haus)
  • Proben- und Verwaltungsräume der Philharmonie Bremen (Plantage)
  • Probenräume der Kammerphilharmonie (GSO)
  • Umzug des Ressorts an den Altenwall 16/17

 3. Neue Kultureinrichtungen

 Drei Kultureinrichtungen wurden trotz knapper Kassen neu ins Leben gerufen:

  • Schwankhalle

In dem Komplex einer ehemaligen Brauerei entstand ein Ort für die freie Szene, insbesondere für die verschiedenen Formen der darstellenden Kunst (Theater, Tanz).

  • Eine Stiftung  zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses „Start Jugend Kunst  

Stiftung Bremen“  Hier ging es darum, junge künstlerische Talente auf ihrem Ausbildungsweg zu unterstützen oder auch innovative Projekte für den künstlerischen Nachwuchs zu fördern. Inzwischen konnten viele junge Künstler und ebenso viele Projekte durch die Stiftung erfolgreich gefördert werden.

  • 2005 Gründung einer  Kindertheaterschule. Das Kindertheater „MOKS“ am Bremer Theater hatte es sich zum Ziel gesetzt, Kinder unter professioneller Anleitung an das Theaterspiel heranzuführen und sie für das Theater zu begeistern. 2010 feiert die Kindertheaterschule 5-jähriges Bestehen. Der Modellcharakter und die ästhetischen Impulse, die von dieser Schule ausgehen, werden u.a. von Thomas Lang (Theaterreferent der Bundesakademie für kulturelle Bildung) hervorgehoben.

Alle drei Projekte arbeiten außerordentlich erfolgreich und sind in ihrem Bestand bis heute (2010) nicht gefährdet. Aus der Bremer Kulturszene sind sie nicht mehr wegzudenken.

 4. Strukturveränderungen

Folgende Strukturveränderungen wurden umgesetzt:

  • Das Philharmonische Staatsorchester wurde eine GmbH; vorher   war es eine nachgeordnete Dienststelle ( hat Modellcharakter in der Republik)
  • Überseemuseum                                                                                 
  • Focke-Museum

(Der Vollzug des Beschlusses von Senat und Bürgerschaft, die beiden Museen von  zugeordneten Dienststellen in Stiftungen öffentlichen Rechts umzuwandeln, begann mit der Legislaturperiode 1999 und musste umgesetzt bzw. ins Laufen gebracht werden.)

 Folgende Einrichtungen wurden in Eigenbetriebe umgewandelt:

  • Stadtbibliothek
  • Volkshochschule
  • Musikschule

(Die Beschlüsse von Senat und Bürgerschaft, diese drei zugeordneten Dienststellen in Eigenbetriebe umzuwandeln, musste am Beginn der Legislaturperiode 1999 umgesetzt und ins Laufen gebracht werden.)

Die neu gegründete Gesellschaft „kultur-management-bremen“ (k.m.b.) existierte bei Übernahme des Ressorts durch die CDU nur auf dem Papier. Ein Geschäftsführer war kurz vor der Wahl 1999 eingestellt worden. Die Umsetzung der Beschlüsse war dem CDU-geführten Ressort überlassen. Da sich die Kulturszene erheblich gegen diese Gesellschaft wehrte, weil sie eine Ökonomisierung der Kultur befürchtete, war der Umsetzungsprozess nicht einfach. Die Akzeptanz dieses neuen Steuerungsmodells und der darin tätigen Mitarbeiter dauerte eine ganze Weile. Mit Hilfe der k.m.b.  die in einem zweiten Schritt in ein Referat des Kulturressorts umgewandelt wurde, konnten die Finanzen der verschiedenen Kultureinrichtungen erstmals transparent dargestellt und geplant werden. Dadurch wurde ein professionelles Controlling möglich. Inzwischen ist das Referat fester und anerkannter Bestandteil des Ressorts.        

 5. Konzepte

 Folgende Konzepte wurden u.a. erarbeitet und umgesetzt:

  • Bibliothekskonzept
  • Schwankhallenkonzept
  • Konzept Bremen-Nord
  • Masterplan für die Kulturentwicklung Bremen 2006 bis 2011

 6. Personalentscheidungen

U. a. wurden folgende Personalentscheidungen unter Federführung oder Mitwirkung des Ressorts getroffen:

  • Dr. Wiebke Ahrndt (Überseemuseum)
  • Dr. Konrad Elmshäuser (Staatsarchiv)
  • Dr. Georg Skalecki (Landesdenkmalpfleger)
  • Christian Kötter Lixfeld (Intendant Philharmonie Bremen
  • Dr. Jürgen Fittschen (Gerhard Marcks Haus)
  • Dr. Rainer Stamm (Paula Modersohn Becker Museum)
  • Hans-Joachim Frey (Generalintendant Bremer Theater)
  • Generalmusikdirektor Markus Poschner (Philharmonie Bremen)
  • Norbert Kölle (Kaufm. Geschäftsführer Focke Museum)
  • Wolfgang Patzelt (Kaufm. Geschäftsführer Bremer Theater)
  • Dr. Udo Witthaus (Direktor Volkshochschule Bremen)
  • Volker Heller (Intendant der Kulturhauptstadtbewerbung)

 7. „Großprojekte“

Eintragung des Rathauses in die Welterbeliste der UNESCO

Bewerbung Bremens als Kulturhauptstadt 2010

Zahlreiche große Ausstellungen (z.B. Monet und Camille, van Gogh, Asien, Piraten, Herkulaneum etc.) waren nicht nur für die Museen, sondern auch für das Ressort mit großen finanziellen  Herausforderungen verbunden. Die hohen Besucherzahlen und die überregionale positive Resonanz haben jedoch gezeigt, dass sich derartige Großprojekte für die Museen und die ganze Stadt lohnen.

 8. Fazit

Die Liste, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, zeigt, dass es im Kulturbereich im Gegensatz zu den vorangehenden Legislaturperioden, viele Erneuerungen und Erfolge gab, obwohl der Finanzrahmen immer knapp war. Die meisten Projekte haben hohe Anerkennung in der Fachwelt sowie in der regionalen und überregionalen Presse gefunden.

Wie attraktiv die Bremer Kultur ist, hat die Bewerbung um die Kulturhauptstadt gezeigt. Die beiden Berwerbungsbände: „Bremen ist“ und „Bremen will“ geben einen eindrucksvollen     Überblick über die Bremer Kulturszene und ihre Zukunftschancen bzw. – Perspektiven. Ohne eine so lebendige und innovative Kulturszene als Basis wäre es nicht zu dieser Bewerbung gekommen. Auch wenn Bremen nicht den Zuschlag bekommen hat, war es unstrittig in der Szene (auch überregional), dass die Qualität der Bremer Bewerbung exzellent war. Im übrigen gab der Bewerbungsprozess unter Federführung von Martin Heller der Bremer Kultur Aufwind und einen erkennbaren Schub.

Zu einer ehrlichen Bilanz gehört es auch, Probleme zu benennen. Schwierig war der häufige Senatorenwechsel in den 8 Jahren, in denen die CDU die Verantwortung für das Kulturressort trug: 1999 – 2001 Dr. Bernd Schulte; 2001-2003 Dr. Kuno Böse (Inneres, Kultur, Sport); 2003-2004 Hartmut Perschau; im Sommer 2004 leitete Thomas Röwekamp das Ressor übergangsweise; 2004-2005 Dr. Peter Gloystein; 2005-2007 Jörg Kastendiek (Wirtschaft und Kultur). 

Zu den kritischen Punkten zählt auch die Theaterkrise im Herbst 2006. Das Theater mit seinen vier Sparten, das über Jahrzehnte mit knappen Finanzen auskommen musste, geriet in eine finanzielle Schieflage. Dies war auch deshalb bedauerlich, weil das Haus künstlerisch ein hohes Ansehen in und außerhalb Bremens genoss. Die Krise führte dazu, dass ein Notlagentarifvertrag mit dem Deutschen Bühnenverein ausgehandelt wurde. Die Verhandlungen waren zwar schwierig, dennoch sehr konstruktiv von allen Seiten, auch von den verschiedenen Einzelgewerkschaften (Deutsche Orchestervereinigung DOV, Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger GDBA), die beteiligt werden mussten. Am Ende eröffnete die Einigung dem Theater wieder eine gute Zukunftsperspektive.

Auseinandersetzungen gab es auch um die Finanzierungen der unterschiedlichen Projekte. Es war schwer, die notwendigen Mittel für den Erhalt und die Erneuerung der Kulturlandschaft zu erkämpfen. Am Ende hat es aber geklappt mit Hilfe des Koalitionspartners (SPD), unterstützt durch die Opposition (Bündnis90 die Grünen). Im Kulturbereich gab es nach langen Beratungen und Abstimmungen meist eine überparteiliche Allianz. Ideologische Differenzen zwischen den Parteien waren im Bereich Kultur selten. Diese Allianz der Parteien, die durch die Transparenz der Abstimmungsprozesse erreicht werden konnte, war die Basis für das Gelingen vieler Projekte und war Voraussetzung für viele Sponsoren, privates Geld in die Bremer Kulturlandschaft zu investieren. Das bürgerschaftliche Engagement und die damit verbundene Bereitschaft für Sponsoring und Mäzenatentum kennzeichnen die Bürgerinnen und Bürger der Hansestadt. 

1999 hat die CDU das Kulturressort in einem desolaten Zustand von der SPD übernommen. Eine von McKinsey vorgeschlagene Reform war von der SPD-Senatorin Bringfriede Kahrs nur rudimentär vollzogen. Mehrere hochdotierte Mitarbeiter waren zwei Monate vor der Wahl eingestellt worden, ohne die dafür notwendigen Strukturveränderungen umzusetzen. Das Bremer Personalvertretungsgesetz sichert dem Personalrat eine Allzuständigkeit zu, die es in dem Ausmaß nirgendwo in der Republik gibt. Das erschwerte die Umsetzung notweniger Strukturveränderungen erheblich. Dennoch konnte die CDU das Ressort 2007 in einem deutlich besseren Zustand an die SPD übergeben als sie es 1999 übernommen hatte.

Wie die Auflistung der Arbeitsergebnisse ergibt, kann sich der Erfolg der Arbeit  der CDU- Senatoren  im Bereich Kultur sehen lassen. Wenn der Maßstab gilt, „an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“, ist die Bilanz des Kulturressorts von 1999 bis 2007 ausgesprochen  positiv.

Elisabeth Motschmann
Staatsrätin für Kultur von 1999 bis 2007