Weser Kurier, 17.Januar 2007
Aufgestockte Leitungsstelle im Focke Museum gerechtfertigt / Das Prinzip habe sich bewährt
Von unserem Redakteur Bernd Schneider
BREMEN. Ein Haus, zwei volle Leitungsstellen – diese Entwicklung im Focke-Museum hatte bei Beobachtern zu Irritationen geführt, nachdem die halbe Stelle des kaufmännischen Geschäftsführers auf eine volle Stelle aufgestockt worden war. Vorsitzende im Stiftungsrat des Museums ist Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann (CDU).Aus ihrer Sicht ist die Entwicklung zur „Doppelspitze“ aus künstlerischem Direktor und kaufmännischem Geschäftsführer letztlich unvermeidlich.
„Sie hat sich in allen größeren Kultureinrichtungen bewährt“, sagt Motschmann: Auch Theater, Kunsthalle und Überseemuseum – überall dort gebe es diese Funktion als volle Stelle.
In Kultureinrichtungen, so die Staatsrätin weiter, müsse vermehrt auch kaufmännisch gedacht werden. Es gibt einen Wettbewerb auf dem Kulturmarkt zwischen den Einrichtungen, darin müssen sie sich behaupten.“ Verwaltung, Marketing, Controlling oder Verhandlungen mit der Museums – Gastronomie gehörten in die Hand von Fachleuten. “Ein künstlerischer Leiter ist dafür nicht ausgebildet“, sagte Motschmann. „Deshalb finden Sie in diesen Bereichen zunehmend Leute, die Kulturmanagement studiert haben.“ Die Einrichtungen gerieten zunehmend unter Rechtfertigungszwang. Mehr noch als vor einigen Jahren müssten sie „sehr genau nachweisen, wofür sie öffentliches Geld ausgeben“.
Wo immer Bremen neben dem künstlerischen auch einen kaufmännischen Direktor eingesetzt habe, habe sich das bewährt, sagte Motschmann. „Die Stellen bringen durchweg mehr Geld ein als sie kosten.“ Ein gutes Beispiel dafür sei die Kunsthalle mit ihrem „nachweisbaren überregionalen Erfolg“. Konkrete Zahlen ließen sich in diesem Bereich zwar nur schwer vorlegen. Die jüngsten Controllingberichte belegten aber die „positive wirtschaftliche Entwicklung“ der Kultureinrichtungen. Die Besucherzahlen seien deutlich gestiegen.
Im Focke-Museum sei die Geschäftsführer-Stelle aufgestockt worden, uni nun die Bereiche Controlling, Marketing und Vermietung zu verstärken, sagte Motschmann, Insgesamt beschäftige das Museum 24 Personen.
Aufmerksam verfolge das Kulturressort allerdings die aktuelle Debatte um die Museumsstiftungen in Hamburg. Dort hatte ein unabhängiges Gutachten die Abschaffung der Doppelspitze empfohlen. Begründung: Diese Konstruktion schwäche Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten, Entscheidungen könnten „in letzter Konsequenz nicht von einer Person getroffen und verantwortet“ werden. Dieser Nachteil wiege schwerer als die Vorteile der Doppelspitze. „Wir beschäftigen uns mit dem Papier“, sagte Motschmann. Nach einer ersten Einschätzung teile das Ressort die Haftung der Gutachter nicht. Klar sei aber: Bremen mache in dieser Frage keinen Alleingang, sondern bewege sich durchweg im Einklang mit anderen Bundesländern.